Wenn man sich dazu entschließt, dass man mit seinen Chinchillas züchten möchte, muss man sich vorab darüber im klaren sein, dass man viele Dinge beachten muss und zumindest über ein Grundwissen bezüglich Genetik, Farben und Zucht im Allgemeinen verfügen sollte. An dieser Stelle wird euch nun unsere Pelletspenderin durch den Themenbereich der Zucht führen:
Zunächst einmal möchte ich darauf hinweisen, dass ich nicht auf die gesamten doch recht umfangreichen Bedingungen der Zucht eingehe, sondern euch lediglich im Groben einen Überblick darüber verschaffen möchte.
Zunächst einmal sollten Chinchilla die zur Zucht eingesetzt werden, über einen einwandfreien Stammbaum verfügen, der sich nach Möglichkeit über mehrere Generationen erstreckt. Hier gilt: Je mehr man über ein Tier weiß, um so besser. Solche Tiere bekommt man allerdings nur von Züchtern. Mit Tieren deren Herkunft nicht bekannt ist oder aus Zoohandlungen/Tierheimen sollte daher generell besser nicht gezüchtet werden.
Als nächstes muss natürlich auch auf die Qualität der Tiere geachtet werden. So sollten Tiere die zur Zucht eingesetzt werden keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen – vor allem keine vererbbaren – aufweisen. Wenn in den zurückliegenden Generationen der Tiere bereits Zahnanomalien oder auch Fellfraß aufgetreten sind, sollte (oder besser darf) ein solches Tier nicht zur Zucht eingesetzt werden, da solche Eigenschaften vererbbar sind. Auch sollte darauf geachtet werden, dass ruhige und zutrauliche Tiere zur Zucht eingesetzt werden. Gerade für das Muttertier ist eine Trächtigkeit auch immer mit Stress verbunden. Aus diesem Grunde werden Tiere, die zu Aggressionen und Panikattacken leiden oder generell Menschenscheu sind, nicht zur Zucht eingesetzt, da sich auch solche Eigenschaften auf den Nachwuchs übertragen. Die Tiere die zur Zucht eingesetzt werden, sollten eine rundliche Körperform und einen rundlichen Kopf aufweisen, da zu spitze und zu rundliche Köpfe ebenfalls gesundheitliche Beeinträchtigungen für die Tiere bedeuten können (z. B. tränende Augen oder Zahnanomlien). Ebenso sollten sie ein klares, dichtes Fell haben. Der Fellwuchs sollte gleichmäßig sein und keine Löcher aufweisen.
Besonders zu beachten sind auch die ausgewählten Farben (Mutationen) die man zur Zucht einsetzen möchte. Hier gibt es einige Besonderheiten die unbedingt beachtet werden müssen. Bestimmte Farben dürfen nicht mit einander verpaart werden, da ansonsten der sogenannte Letalfaktor zum Tragen kommt.
Nicht miteinander verpaart werden dürfen: alle Kombinationen Velvet x Velvet und Weiß x Weiß. Sowohl das Weißgen als auch das Velvetgen sind jeweils an den Letalfaktor geknüpft. Dies heißt im Klartext, das man zwar ein Velvet mit einem weißen Tier verpaaren kann, aber niemals zwei Velvets, egal ob es sich hier um Black Velvets, Brown Velvets oder Velvet Schecken etc. handelt. Ebenso verhält es sich mit den Weißmutationen. Auch diese dürfen untereinander nicht miteinander verpaart werden. Dies bedeutet auch hier, dass sowohl ein Silberschecke als auch ein Beigeschecke nicht miteinander verpaart werden dürfen. Egal in welcher Form das Weißgen auftritt – ob nun als rein weiß gefärbtes Tier – z. B. Aprikot oder Pink White – oder als Schecke – Beige-Weiß-Schecke, Standard-Weiß-Schecke oder Ebony-Weiß-Schecke etc. – alle Tiere die das Weißgen tragen, dürfen nicht untereinander miteinander verpaart werden.
Der Letalfaktor führt dazu, dass 25 % der Jungtiere nicht lebensfähig sind. Dies heißt, dass sie entweder als Totgeburt zur Welt kommen oder in den ersten Tagen nach der Geburt versterben. Auch birgt dies große Risiken für das Muttertier, da die Tiere bereits im Mutterleib versterben können und aufgrund des Leichengiftes auch das Muttertier versterben könnte.
Auch sollte man sich darüber im Klaren sein, dass ein Chinchillaweibchen bis zu drei Mal im Jahr zwischen 1 und 4 Junge zur Welt bringen kann. Die Entscheidung zu Zucht sollte daher sehr gut überlegt sein. Vor allem sollte man sich vorher darüber bewusst sein, dass man die Jungtiere – Böckchen im Alter von 10 Wochen, Weibchen im Alter von ca. 12 Wochen – von den Eltern trennen muss, damit es nicht unter den Böckchen zu Streitereien oder zum Decken eines der Jungtiere durch den Vater kommt, bzw. eines der Jungtiere das Muttertier deckt und es so zu einer Inzuchtverpaarung kommt. Daher sollte man sich vorher überlegen:
Habe ich genug Platz für Käfige, wenn ich nicht direkt ein gutes neues zu Hause für die Jungtiere finde?
Trächtigkeit:
Chinchillas werden meist zwischen dem 4. und 6. Lebensmonat geschlechtsreif. (Es gibt aber auch durchaus frühreife Tiere, die schon mit einem Alter von 12 Wochen geschlechtsreif sind). Die Weibchen werden dann ca. alle 26 – 32 Tage hitzig. Dies erkennt man daran, dass die Scheide geöffnet ist. Meist kann man es auch daran erkennen, dass das männliche Tier vermehrt hinten dem Weibchen herläuft. Der eigentliche Paarungsakt findet meist in der Nacht statt.
Die Chinchilla tragen ihre Jungen in der Regel ca. 111 Tage (+/- 3 Tage) lang aus. Während der Trächtigkeit braucht das Chinchillaweibchen viel Ruhe und so wenig Stress wie möglich. Währen einer Trächtigkeit sollte auch keine Vergesellschaftung durchgeführt werden, das diese für die Chinchilla einen unnötigen Stress darstellen würde.
Während der Trächtigkeit erhöht sich meist auch der Futterbedarf des Weibchens. Es ist daher sehr ratsam darauf zu achten, dass das Weibchen auch genug Futter bekommt und zu sich nimmt.
Ebenso haben Weibchen während der Schwangerschaft oft einen erhöhten Calciumbedarf. Sollte man während der Schwangerschaft also feststellen, dass die Zähne des Weibchens nicht orange sondern eher gelblich oder gar weißlich sind, deutet dies auf einen Calcummangel beim Weibchen hin. Hier empfiehlt es sich, zusätzlich zum Futter etwas Davinova T zu geben.
In de ersten Wochen der Trächtigkeit verändert sich das Weibchen äußerlich kaum. Erst ab der 6. bis 8. Schwangerschaftswoche nimmt das Weibchen stetig an Gewicht zu. Circa 2 Wochen vor der Geburt schläft das Weibchen meist viel mehr als sonst. Meist legen sich die Weibchen dann auch auf die Seite um ihr Gewicht besser verlagern zu können.
Geburt:
Die Geburt der Babys findet meistens in den frühen Morgenstunden statt. Die Chinchilla sucht sich dann meist einen ruhigen Platz (Häuschen oder Höhle) aus, in dem sie ihre Jungen zur Welt bringt. Hier sollte man rechtzeitig darauf achten, dass das Häuschen möglichst auf dem Käfigboden steht, da ansonsten die Gefahr besteht, wenn das Häuschen weiter oben im Käfig angebracht ist, dass die Jungen aus dem Häuschen stürzen und sich dabei schwer verletzen und dabei sogar sterben können. Die Chinchilla bewältigen in Normalfall die Geburt alleine ohne menschliches Dazutun. Nach der Geburt werden die Babys von der Mutter gereinigt.
Nach der Geburt:
Wichtig ist, dass nach der Geburt das Sandbad für ca. 7 –10 Tage entfernt wird. Da die Scheide des Weibchens nach der Geburt noch geöffnet ist, würde ansonsten die Gefahr bestehen, dass Sand in die Scheide der Chinchilla eintritt und es so zu einer Gebärmutterentzündung kommen kann.
Auch ist das Weibchen sofort nach der Geburt wieder Aufnahmefähig, so dass der Bock meistens direkt versucht, dass Weibchen wieder nachzudecken. Wer dies vermeiden möchte, sollte den Bock besser schon vor der Geburt von der Mutter trennen und ihn bis circa eine Woche nach der Geburt von der Mutter getrennt lassen. Nach Möglichkeit sollte er aber so untergebracht sein, dass ein Seh- und Riechkontakt zur Mutter und den Babys besteht.
Die Babys:
Chinchillas sind Nestflüchter. Die Babys kommen daher bereits schon komplett mit Fell zur Welt. Im Normalfall kommen sie auch schon mit geöffneten Augen zur Welt. Ansonsten öffnen sich die Augen meist nach ein paar Minuten. Ebenso ist auch das Geschlecht der Babys direkt bestimmbar. Die Babys weisen in der Regel ein Gewicht zwischen 30 – 60 Gramm auf. In den ersten drei Tagen nach der Geburt kann es allerdings sein, dass sie ein wenig an Gewicht verlieren, danach sollten sie aber wieder stetig an Gewicht zunehmen. Wichtig ist auch, dass die Babys die Zitzen ansaugen und den Milcheinschuss in die Zitzen zu gewährleisten. Denn nur so eine angesaugte Zitze gibt auch Milch ab. Es ist daher also Ratsam nicht zu früh mit einem eventuellen Zufüttern zu beginnen, damit die Babys auch tatsächlich die Zitzen der Mutter ansaugen. Auch ist es sehr wichtig, dass die Jungtiere die für sie so wichtige Beastmilch (Erstmilch) bekommen.
Sollte ein Jungtier oder mehrere auch nach 4-5 Tagen nicht an Gewicht zu nehmen, kann es sein, dass das Muttertier nicht über genug Milch verfügt, hier wäre es dann ratsam die Jungtiere zuzufüttern.
Chinchillababys sind schon vom ersten Tag ihres Lebens an sehr selbständige kleine Lebewesen. Meistens nehmen die Jungtiere bereits ab der ersten Lebenswoche neben der Muttermilch auch feste Nahrung zu sich, wobei dies zunächst nur einige Heuhalme sein werden.
Die Jungtiere sollten regelmäßig gewogen werden, damit Gewichtsveränderungen schnell erkannt werden können. Dies ist besonders wichtig, wenn das Muttertier z. B. zu wenig Milch hat. Wichtig dabei ist auch, dass man die Tiere immer zur ungefähr gleichen Tageszeit wiegt, um ein einheitliches Wiegeergebnis zu erzielen.
Die Jungtiere sollten frühestens in einem Alter von 8 Wochen von der Mutter getrennt werden. Ratsam wäre es allerdings, dass die Jungtiere bis zur 10. bzw. 12 Woche und einem Gewicht von ca. 250 Gramm beim Muttertier bleiben. Die Jungtiere sollten auf keinen Fall länger bei der Mutter bleiben, da es –wie bereits ausgeführt - durchaus möglich ist, dass ansonsten die Böckchen versuchen könnten das Muttertier zu decken und dies zu Inzucht führen würde.
Alter der Chinchilla bei der ersten Trächtigkeit:
Auch wenn die Geschlechtsreife bei der Chinchilla meistens zwischen dem 4. und 6. Lebensmonat eintritt, sollte ein Chinchilla nicht vor dem 8. bis 9. Lebensmonat zum ersten Mal gedeckt werden. Ausgewachsen sind die Chinchilla erst mit einem Alter von ca. 18 Monaten.